Tanzania 2015

good bye Mugeza

Ausgestattet mit privaten Spendengeldern und 6.000,- €  von der Rest-Cent- Initiative der Beschäftigten des bremischen öffentlichen Dienstes flog ich (Berufsschullehrer des SZ Walliser Straße) Ende Juli 2015 auf eigene Kosten, aber im Auftrag des „Fördervereins für die Mugeza Mseto Schule“ nach Bukoba (Tanzania).

Diese Schule beschult insgesamt rund 700 Schüler und beherbergt ca. 160 Schüler und Schülerinnen auf dem eigenen Schulgelände. Neben 58 blinden Kindern leben dort auch 45 geh- und körperbehinderte Kinder sowie rund 42 Albinos und einige Kinder ohne Eltern.

Die Ausstattung der Schule ist schlecht bis miserabel. Zwar konnten bereits 2013 einige Verbesserungen (neue Matratzen, Bettwäsche, Mosquitonetze) erreicht werden, aber die Situation ist für die Kinder immer noch  sehr unbefriedigend. Die Bezirksregierung in Bukoba hat nicht die Mittel, um neue Matratzen zu beschaffen oder Reparaturen der Rollstühle, Blinden-Schreib-geräte oder Reparaturen an den Unterkünften und sanitären Einrichtungen durchführen zu lassen. Die Gebäude sind zum Teil über 40 Jahre alt. Auch gab es keinerlei Transportmöglichkeiten, um erkrankte Kinder zum Arzt  oder Krankenhaus zu bringen.

Mit den Spendengeldern aus Bremen konnten nun einige der Probleme zumindest vorübergehend behoben werden. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Maßnahmen:

  • 30 defekte Rollstühle wurden instandgesetzt
  • Reparatur von orthopädischen Gehhilfen
  • 28 Blinden-Schreibmaschinen (Braille-Schrift) wurden repariert
  • 30 Blinden-Stylos-Stifte konnten beschafft werden
  • Ein Klassenraum mit den sensiblen Braille-Maschinen wurde renoviert und auch als Computer-Raum nutzbar gemacht
  • Sanitäre Hilfsmittel (Handschuhe, Bürsten, Reinigungsmittel)
  • Ein Bajaj (3-rädiges Gefährt für 3-4 Personen) wurde angeschafft

Mit Hilfe bzw. auf Anregung der „Ingenieure ohne Grenzen“ in Bremen konnte auch ein improvisiertes Filtersystem für die Regenwassertanks („First Flush“) installiert werden. Damit soll erreicht werden, dass das Wasser nicht durch Vogelkot oder anderen Schmutz verunreinigt wird. Diese Wassertanks dienen als alleinige Trinkwasserquelle der ganzen Schule.

Zudem konnte einen Vielzahl von kleineren Verbesserungen und Hilfsmitteln finanziert werden.

Ausblick für die nächsten Jahre
Für die nächsten zwei bis drei Jahre stehen große und leider auch kostspielige Herausforderungen an. Zum einen muss dringend eine neue Sanitäranlage errichtet werden, da die alte Toilettenanlage schon seit einiger Zeit „voll“. Es gibt auch keine geeigneten Waschräume. Eine moderne Anlage mit WC-Sitzen (statt Loch im Boden) ist insbesondere für die blinden und körperbehinderten Kinder allein aus hygienischen Gründen unbedingt notwendig.

Zum anderen ist vorgesehen, das Trinkwasserproblem dauerhaft zu lösen. Zwar könnte man das nun besser gefilterte Regenwasser nach wie vor nutzen, aber nur, wenn es auch genügend geregnet hat. Während meiner Anwesenheit hatte es nur zweimal kurz in der Nacht geregnet. Zu wenig, um überhaupt etwas Wasser in die total leeren Regenwassertanks zu leiten. Nun müssen die Kinder Wasser aus einem ca. 2 km entfernten Fluss schöpfen und das Wasser in Kanistern und Krügen in die Schule schaffen. Besonders prekär dabei ist, dass es vor allem die Albino-Kinder trifft, die diese Aufgabe erfüllen. Sie sind die einzigen, die sehen können und ohne körperliche Beeinträchtigungen sind. Das bedeutet aber gleichzeitig auch die große Gefahr für diese Kinder, von kriminellem und skrupellosem Gesindel körperlich misshandelt zu werden. Um es drastischer auszudrücken: Den Albino-Kindern werden Gliedmaßen abgetrennt, die dann als Glückbringer an z.B. Diamantensucher oder Voodoo“Heiler“ verkauft werden.

Ein Ausweg könnte darin bestehen, auf dem Schulgrundstück das Grundwasser mit einer Bohrung anzuzapfen. Falls das Bohrunternehmen kein Wasser findet, braucht man nur einen recht geringen Betrag für die erfolglose Bohrung zu zahlen.

Es gibt daher nach wie vor für die Schule sehr viel zu tun und zu verbessern. Oft ist es aber auch nicht leicht zu helfen. Neben den beschaffungstechnischen  Problemen muss man sich häufig auch mit den kulturellen und bürokratischen Eigenheiten des Landes auseinandersetzen. Der „Förderverein für die Mugeza Mseto Schule“ wird weiter alles daran setzen, dass die Welt für die Kinder dort lebenswerter und einfacher wird.

Edgar Schmitz
Reisedokumentation September 2015